Instandhaltung und Nachhaltigkeit – Ein Interview mit unserem Geschäftsführer André Panné

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind nicht nur Trendthemen, sondern sie prägen zunehmend die industrielle Instandhaltung. Wir bei SPIE RODIAS verfolgen eine klare Mission: ressourcenschonende, zukunftsorientierte Lösungen in bestehende Anlagen zu integrieren. 

Was versteht man bei Ihnen im Haus unter Nachhaltigkeit in der Instandhaltung? 

Nachhaltigkeit in der Instandhaltung bedeutet für uns, mit unseren Kunden langfristig orientierte Maßnahmen zu implementieren, die sich ressourcenschonend und damit positiv auf die Langlebigkeit von Anlagen und deren Energieverbrauch auswirken. So entstehen sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile. Dabei liegt der Fokus darauf, Steuerungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in bestehende Industrieanlagen zu integrieren. Viele unserer Kunden arbeiten mit komplexen und älteren Anlagen, die noch nicht für moderne, nachhaltige Optimierung ausgelegt sind. Hier liegt die Herausforderung darin, gemeinsam mit den Kundenindividuelle Lösungen zu entwickeln, die den Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Kostenbewusstsein ermöglichen. 

Welche Rolle spielt das Thema ‚Energieeffizienz‘ in diesem Kontext?

Energieeffizienz ist einer der wichtigsten Hebel für nachhaltige Instandhaltung. Der erste Schritt liegt meistens darin, den Energieverbrauch von großen und komplexen Anlagen transparent und messbar zu machen. Für viele Industrieunternehmen ist es weiterhin schwierig, detaillierte Daten über den Energieverbrauch einzelner Komponenten, Anlagenbestandteile oder Produktionsschritte zu erhalten. Für die Umstellung auf energieeffiziente Prozesse muss man oft tief in die bestehenden Abläufe eingreifen. Das erfordert nicht nur technische Anpassungen, sondern auch eine Umstellung der internen Prozesse sowie Schulungen der Mitarbeiter. Unternehmen sind zudem mit veralteten Infrastrukturen konfrontiert, die bestenfalls nachgerüstet oder schlimmstenfalls ersetzt werden müssen. Das erfordert teils erhebliche Investitionen. Zudem müssen unsere Kunden der Anforderung gerecht werden, Energieeffizienzziele mit Produktionsanforderungen in Einklang zu bringen, insbesondere in Hochleistungsbranchen. Gerade hier können Ausfälle oder Verzögerungen erhebliche wirtschaftliche Verluste bedeuten. 

Wie profitieren Sie, wie Ihre Kunden von den beiden Aspekten und ihren Auswirkungen?

Unsere Kunden profitieren langfristig von Nachhaltigkeit und Energieeffizienzmaßnahmen: Kosteneinsparungen durch reduzierte Energie-, Emissions- und Wartungskosten und längere Lebenszyklen von Anlagen sind ein Aspekt. Aber auch Ausfallszeiten können reduziert und Wartungsfenster effizienter geplant werden. Trotzdem stellen die initialen Investitionen und die kalkulatorische Unsicherheit über den langfristigen Nutzen Hürden dar.  

Gleichzeitig bestehen auf Seiten der Kunden berechtigte Zweifel daran, ob die Einsparungen durch reduzierte Energie- und Wartungskosten sowie längere Lebenszyklen von Anlagen die Vorabinvestitionen in nachhaltige Lösungen rechtfertigen.  

Letztlich wird aber die Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben, wie der EU-Taxonomie oder anderen Umweltstandards, zum entscheidenden Argument, dem sich niemand entziehen kann, sofern er in Deutschland produzieren will. Die Herausforderung hierbei ist, dass diese Vorschriften oft komplex und branchenspezifisch sind, und für die Unternehmen schwierig ist, den Überblick zu behalten, den Anforderungen gerecht zu werden und dabei die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Für viele Unternehmen wird sich die Frage stellen, ob sie sich dieser Herausforderung in Deutschland oder in der EU überhaupt stellen wollen.  

Wie könnten energieeffiziente Prozesse und nachhaltige Maßnahmen und Materialien die Umweltauswirkungen der Instandhaltung reduzieren?

Energieeffiziente Prozesse und nachhaltige Materialien können die Umweltauswirkungen der Instandhaltung erheblich reduzieren, indem sie den Energieverbrauch, Abfall, Emissionen und Verschleiß verringern. Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, solche Prozesse flächendeckend in historisch gewachsenen Strukturen zu implementieren. Unternehmen müssen hier und jetzt gewinnorientiert arbeiten und sind daher häufig gezwungen, an bestehenden Praktiken festzuhalten, die kurzfristig kostengünstiger erscheinen. Der Einsatz innovativer Materialien wie recycelbarer oder langlebiger Komponenten bietet ebenfalls Einsparungs- und Verbesserungspotentiale. Er erfordert jedoch eine sorgfältige Prüfung, ob diese Materialien mit den bestehenden Anlagen und Technologien kompatibel und aus finanzieller Sicht tragfähig sind. 

Wie wichtig sind diese Themen in Ihrem Haus und welche Strategien verfolgen Sie dabei?

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz haben bei SPIE RODIAS hohe Priorität. Wir versuchen diesen Themen mit einer langfristigen Strategie gerecht zu werden, die mehrere Aspekte umfasst: Zum einen versuchen wir, für unsere Kunden immer wieder aufs Neue Innovationen zu identifizieren, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sind. Dazu gehört der Einsatz digitaler Technologien, wie IoT und Machine Learning. Sie ermöglichen es uns, Instandhaltungsprozesse zu optimieren und Energieeinsparpotenziale zu erkennen. Zum anderen setzen wir auf eine schrittweise Einführung solcher Lösungen in die oft veralteten Systemumgebungen, um den Übergang für unsere Kunden so reibungslos wie möglich zu gestalten. Dabei setzen wir auf kontinuierliche Schulungen und Weiterentwicklungen unserer Kunden und Dienstleister. 

Konkrete Praxisbeispiele dazu, wie unsere Kunden mit der Digitalisierung ihrer Instandhaltung nicht nur wirtschaftliche, sondern auch ökologische Potentiale heben, zeigen wir auf der Maintenance in Dortmund (19.-20.02.2025) auf dem Stand L20 in Halle 5. Wir laden Sie herzlich ein, sich hier im persönlichen Gespräch mit uns zu informieren. 

Was sind die größten Herausforderungen dabei? 

Die größte Herausforderung bei der Implementierung nachhaltiger und energieeffizienter Lösungen besteht in den hohen Anfangsinvestitionen und den Unsicherheiten bezüglich der Amortisationszeit. Unternehmen neigen oft dazu, eher kurzfristig orientierte Investitionsentscheidungen zu treffen, was die Einführung energieeffizienter Maßnahmen verzögern kann. Hier versuchen wir, durch Kosten-Nutzen-Analysen und konkrete Praxisbeispiele zu zeigen, dass diese Maßnahmen auf lange Sicht enorme wirtschaftliche und ökologische Vorteile bringen. 

Ein weiteres Hindernis ist die technologische Integration: Viele Anlagen und Systeme, die in den Betrieben unserer Kunden genutzt werden, sind nicht kompatibel mit modernen Energie- und Nachhaltigkeitslösungen. Diese Systeme aufzurüsten oder gar auszutauschen, erfordert nicht nur hohe Investitionen, sondern auch intensive Planungen und potenzielle Produktionsunterbrechungen. 

Die Schulung von Fachkräften stellt ebenfalls eine Herausforderung dar. Nachhaltige und energieeffiziente Instandhaltung erfordert neue Fähigkeiten und ein tiefes Verständnis für moderne Technologien und Prozesse. Es ist entscheidend, dass sowohl interne Mitarbeiter als auch unsere Kunden fortlaufend geschult werden, um das volle Potenzial dieser Lösungen auszuschöpfen. 

Praxisbeispiele:

  1. Bei einem großen Energieversorger haben wir eine umfassende digitale Instandhaltungslösung eingeführt. Die größte Herausforderung bestand darin, die bestehende Infrastruktur, die über Jahrzehnte hinweg gewachsen ist, in ein modernes, energieeffizientes System zu integrieren. Mit Hilfe von IoT-Sensoren konnten wir den Energieverbrauch in Echtzeit überwachen und darauf aufbauend Optimierungen durchführen. Das Ergebnis war eine Energieeinsparung von 12 %.

     

  2. In einem Bahnunternehmen haben wir eine mobile Lösung implementiert, um die Wartung von Zügen effizienter zu gestalten. Die Herausforderung bestand darin, eine nahtlose Kommunikation zwischen den mobilen Geräten und den älteren Zugsteuerungssystemen zu gewährleisten. Durch den Einsatz von Predictive Maintenance konnten wir nicht nur die Energieeffizienz der Züge steigern, sondern auch den CO2-Ausstoß durch optimierte Wartungszyklen verringern. Dies erforderte eine umfassende Schulung der Techniker, die mit neuen digitalen Wartungstools arbeiten.
     
  3. In einem Chemieunternehmen konnten wir durch den Einsatz von energieeffizienten Pumpensystemen und nachhaltigen Materialien den Energieverbrauch der Produktion erheblich senken. Die Integration dieser Systeme war herausfordernd, da der Produktionsprozess nicht unterbrochen werden durfte. Hier war eine schrittweise Implementierung notwendig, um die Produktionskapazitäten aufrechtzuerhalten. 

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